Die Handschrift - ein Auslaufmodell in Wandlung

 

Veraltetes Medium, Auslaufmodell oder Relikt der Vordigitalisierungsepoche? Brauchen wir heute unsere Handschrift noch? In immer mehr Aspekten unseres Lebens kommt der Computer zum Einsatz, da stellt sich die kritische Frage, ob die individuelle Handschrift überhaubt noch notwendig ist.

Von unseren lieben Kleinen erst mit viel Fleiß und Durchhaltevermögen in der Grundschule erlernt, um später nicht mehr zum Einsatz zu kommen? Reine Zeitverschwendung, finden Einige.....Gehört diese veralterte Kulturtechnik wohlmöglich eher in den Geschichtsunterricht als in die Deutschstunde?

In einem immer noch aktuellen Artikel von Peter Praschel in der SZ Magazin (06/2012) werden Fragen gestellt und das Thema beleuchtet."Das Ende der Handschrift“ sollte nach einer einflussreichen Interessenvereinigung aktiv herbeigeführt werden. Praschel schreibt ganz wunderbar, was uns dann tatsächlich verloren ginge, hier zitiert:

"Das Handschriftliche hat ja die Aura, in der mehr aufbewahrt wird als Inhalte von Mitteilungen“.

Die Handschrift unserer Eltern, des Partners, der Freunde ist unverwechselbar. Die unvergängliche Verbildlichung der Worte, der Gefühle, die mit der Person und der Persönlichkeit mitschwingt. Tätowierer bekommen nicht selten den Auftrag persönliche Handschriften auf der Haut zu verewigen. Doch auch abgesehen von der romantischen Idee, dass die Handschrift die bildliche Darstellung einer Stimme ist, sollte ihr als Medium nicht nur ästhetischer oder emotionaler Nutzen zugesprochen werden. In dem interessanten Artikel "Die Spuren der Handschrift im Gehirn“ von Prof.Dr.Phil.Dipl.Psych. Markus Kiefer und seinem Team des Universitätsklinikums Ulm wird ergänzend der kognitive Vorteil dargestellt.

Interessant in diesem Artikel ist die experimentelle Studie der Psychologen Pam Mueller und Daniel Oppenheimer der Universitäten Kalifornien und Princeton die beweist, das handschriftliches Zusammenfassen zum inhaltlichen Verständnis beiträgt. So schnitten nicht die Studierende bei Prüfungen deutlich besser ab, die in den Vorlesungen wortgetreu am Laptop mitschrieben, sondern diejenigen, die sich des angeblichen Auslaufmodells bedient hatten. Die handschriftlichen Zusammenfassung von Inhalten vs. wortgetreuen Niederschrift am Laptop führt zu einem besseren inhaltlichen Verständnis, eben die Spuren im Gehirn.

 

Somit ergänze ich das Zitat von Peter Praschel über das Überleben der Handschrift 

"Die  Handschrift ist ästhetische Schönheit, private Anmutung und emotionale Wucht“... und sie besitzt eine kognitionswissenschaftliche Berechtigung. Let words be your bullet.

 

https://www.gesamtschule.gmsen.de/files/content/gesamtschule/bilder/lehrer%20nrw%201-2020%20Dossier%20Handschrift.pdf

 

https://sz-magazin.sueddeutsche.de/sprache/das-ende-der-handschrift-78780

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